Erste Heimat, Weiße Wiese

Das Spielfeld des BVB war ein Acker an der Ecke Wambler Straße/Kirchderner Straße. Allerdings war das Gelände in der Mitte abschüssig. Die Kicker zogen ein wenig weiter nach Osten, wo sie in der Nähe des Brügmannwäldchens, wo die polnischen Gastarbeiter ihre Feiern veranstalteten, das städtische Gelände ,,Weiße Wiese” belegten, die zur ersten richtigen Heimat der Borussen wurde.
Die ,,Weiße Wiese” lag nur unweit vom Borsigplatz und grenzte an die Felder des Bauern Wibbecke.
Die Fußballtore bestanden aus Kanthölzern und Querlatten und wurden nach den Spielen stets abgebaut, da sie ansonsten geklaut wurden.
Das Problem mit der ,,Weißen Wiese” war, dass sie – entgegen den Vorschriften des Verbandes – über keine Einzäunung verfügte. Da die Rücklagen des BVB lediglich 1.000DM betrugen, erwog der Verein eine Fusion mit dem benachbarten Sportverein 08, der bereits eine vorschriftsmäßige Anlage besaß. Auch der Vorstand des Sportvereins war nicht abgeneigt, aber seine Mitglieder verwarfen den Fusionsgedanken. So blieb dem BVB nichts anderes übrig, als den Ausbau der ,,Weißen Wiese” zu betreiben.

1923 wurde die ,,Weiße Wiese” vom BVB angemietet. 1924 erfolgte ihr Ausbau. Die Kosten beliefen sich auf 25.000DM. Möglich wurde dieser finanzielle Kraftakt durch einen Wechsel an der Vereinsspitze – Franz Jacobi trat ins zweite Glied zurück und übergab das Amt des Vereinsvorsitzenden an den Brauereidirektor Heinz Schwaben – sowie die Unterstützung des Bauunternehmers Ignaz Peters. Hinzu kam noch der Erlös aus dem Verkauf von Bausteinen an Mitglieder, Freunde und Gönner.
25.000RM waren zu dieser Zeit eine erkleckliche Summe, und der Ausbau wäre noch teurer gekommen, wären nicht viele Arbeiten von freiwilligen Helfern ausgeführt worden. Das Spielfeld wurde neu hergerichtet und eine 450m lange und 1,80m hohe Mauer um die Anlage gebaut.
Außerdem wurden Zuschauerwälle errichtet und Kassen-und Umkleideräume gebaut. Das Fassungsvermögen der ausgebauten Anlage (Borussia-Sportplatz), die am 14.August 1924 von Oberbürgermeister Eickhoff eingeweiht und den Borussen übergeben wurde, soll ca 12.000 betragen haben.
Mitte August 1924 konnte der Ausbau der ,,Weißen Wiese” abgeschlossen werden.
Der Bau von Zäunen und Mauern war unvermeidlich, wollte der Verein von der Entwicklung des Fußballs zum Zuschauersport finanziell profitieren.
Die Einhegung der Plätze schränkte deren öffentlichen Charakter zwar ein, erhöhte aber zugleich die Identifikation mit dem Klub. Denn dessen Fans und Mitglieder durften sich nun als
,,Ideelle Eigentümer” des Klubs betrachten. Die Einweihung der modernisierten Anlage wäre allerdings um ein Haar ins Wasser gefallen – im wahrsten Sinne der Wortes.
BVB-Chronist Gerd Kolbe:
,,Orkanartige Wolkenbrüche verwandelten das Spielfeld in einen See. Die nördliche Seite der neu hergerichteten Mauer war den Wassermassen nicht gewachsen und stürzte auf einer Länge von 60 Metern um. In Tag-und Nachtarbeit wurde der Schaden rechtzeitig zur Eröffnung beseitigt.”
1937, dreizehn Jahre nach dem kostspieligen Ausbau, musste der BVB die Anlage verlassen, ohne dafür auch nur einen Pfennig Entschädigung zu erhalten. Heinrich Czerkus, der später von den Nazis ermordete Platzwart, soll unter diesem Verlust besonders gelitten haben.
Die ,,Weiße Wiese” fiel dem Bauprogramm der Hoesch AG zum Opfer, die aufgrund der staatlich verordneten Kriegsrüstung expandierte. Die Verbindung zur Stadt und zur Hoesch AG funktionierte zu dieser Zeit offensichtlich noch nicht so blendend wie Jahre später. Der Krieg war wichtiger als der Fußball, und der BVB war noch kein städtischer Repräsentationsverein mit regionaler Ausstrahlung, dem das Interesse von Politik und Wirtschaft sicher war.



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